Aufbereitung

Die Aufbereitung umfasst im Grunde genommen die vollständige Restaurierung einer Pfeife, um sie so gut wie möglich in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Wenn Du beispielsweise gerne gebrauchte Pfeifen auf Flohmärkten kaufst, kann es sinnvoll sein, sich mit der Aufbereitung zu beschäftigen. Allerdings benötigt nicht jede gebrauchte Pfeife eine vollständige Restaurierung. Oft reicht eine gründliche Reinigung aus. Meiner Meinung nach sollte man eine Pfeife idealerweise gar nicht oder höchstens einmal aufbereiten. Bei jedem Schritt solltest Du Dir also überlegen, ob es wirklich notwendig ist. Mach ich es für mich, falls ja, welche Ansprüche habe ich? Wenn Du die Pfeife als Estate weiterverkaufen möchtest, fällt dies in die fünfte Kategorie «Finish», die ich nicht näher erkläre. Obwohl die einzelnen Schritte wahrscheinlich ziemlich ähnlich oder sogar gleich wären, muss man sich über das Ergebnis im Klaren sein. Für die Anwendung meiner Aufbereitungsanleitung übernehme ich keine Haftung. Es ist auch nicht ratsam, sofort damit zu beginnen. Es wird empfohlen, nach YouTube-Videos zu suchen, um sich ein besseres Verständnis davon zu verschaffen.

Patient: Für die Aufbereitung haben wir eine WEBSTAR Nr. 35. Leider konnte ich darüber keine Informationen finden.

Material: Als erstes wird alles benötigte bereitgestellt. Vorweg, die Zusammenstellung kann auch völlig anders aussehen, je nachdem was notwendig ist und was man zur Verfügung hat.

  1. Pfeifenputzer
  2. Haushaltspapier
  3. Zitronensaft 
  4. Pipe-Reamer
  5. Salz
  6. Alkohol 99,9% + 70%
  7. Backpulver
  8. Schleifpapier (Körnung 240-3000 oder höher)
  9. Korkzapfen
  10. Beize (meistens nicht notwendig)
  11. Ballistol
  12. Carnaubawachs Emulsion
  13. Poliertücher

Reamer: Als erstes kümmern wir uns um das Grobe, wie das reamern der Rauchkammer und durchbohren des Holmes. Doch zuerst stellt sicher ob diese Schritte wirklich notwendig sind. Ich hatte schon Pfeifen erhalten die bereits ausgekratzt waren.
Falls der Reamer benötigt wird, geht ihr gleich vor wie es in der Grundreinigung beschrieben wird. Lasst noch eine hauchdünne Schicht dran. Dann, falls nötig den Holm mit dem Bohrer (im Reamer integriert) durchbohren. Meist ist das aber nicht erforderlich, dann durchstosst den Holm einfach mit einem Pfeifenputzer.
Leert den Kopf und reinigt ihn mit einem Haushaltspapier, so dass nichts mehr drin ist. Allenfalls kann man mit etwas Wasser den Kopf ausspülen (nur kurz), danach trocknen lassen. Und jetzt solltet Ihr am Pfeifenkopf riechen. Da muss man jetzt etwas abwägen ob es ok ist oder doch zu penetrant müffelt. Ist der Geruch doch zu übel, dann behandelt die Rauchkammer zusätzlich mit einem Schleifpapier (Körnung 240) bis kurz vor das blanke Holz zu Vorschein kommt. Dann mit einem 400er Schleifpapier den Rest wegschleifen. Falls es im Holm auch Ablagerungen hat und es überhaupt möglich ist, könnt ihr da auch etwas ausschleifen, aber nur in dem Bereich wo der Mundstückzapfen reinpasst. Da verwendet ihr sicherheitshalber ein noch feineres Schleifpapier (evtl. ein 600er). Ihr dürft nur die Ablagerung ausschleifen, auf keinen Fall das Holz, ansonsten besteht die Gefahr, dass das Mundstück nicht mehr hält.
Nun könnt Ihr den Pfeifenkopf nochmals kurz ausspülen (wirklich nur ganz kurz, wir wollen das Holz nicht ertränken) und trocknen lassen. Zum Reamer würde ich folgendes Video von Dieter Niermann empfehlen: Video

Kopfrand: Im folgenden Schritt den Kopf äusserlich reinigen, vor allem den Kopfrand. Bei leichten Schmauchspuren reicht ein Feuchttüchlein meistens aus. Ist der Kopfrand regelrecht verbrannt, kann man es mit Schleifpapier behandeln. Da muss man etwas abwägen mit welcher Körnung man beginnt. Wenn es wirklich hartnäckig ist, kann man allenfalls mit einem 240er beginnen. Bei Unsicherheit verwendet Ihr lieber ein feineres wie ein 400er. Reicht es nicht aus, dann könnt ihr etwas gröber dahinter.
Sind die Ablagerungen entfernt, geht Ihr noch mit einem 600er und 800er drüber um das Holz wieder geschmeidig zu machen. Nach dieser Arbeit den Kopf mit einem Haushaltspapier oder Lappen abreiben.

Salz: Jetzt kommen wir zu der berüchtigten und umstrittenen «Salz-Alkohol» Methode. Das ist nicht umsonst so. Das Problem dabei ist die Häufigkeit und falsche Vorgehensweise. Bei diesem Schritt muss die Kammer bis zum blanken Holz ausgeschliffen sein. Was im ersten Schritt bereits gemacht wurde, falls dies notwendig war. Ansonsten könnt Ihr diesen Bereich überspringen. Ziel ist es den üblen Geruch loszuwerden.
Als erstes riecht Ihr nochmals am Kopf. Gehen wir davon aus, dass es weiterhin übel riecht. Steck einen in Alkohol getränkten Pfeifenputzer durch den Holm, bis kurz vor die Rauchkammer (löst Ablagerungen im Holm und verhindert das eindringen des Salzes). Füllt die Kammer mit Salz (vorzugsweise Jodfrei), bis knapp unter den Kopfrand. Fügt 3-4 Tropfen Alkohol hinzu (ideal 99,9% Isopropanol aus der Apotheke). Arbeitet sauber, es soll nichts aussen an die Pfeife kommen. Das lässt man jetzt über Nacht einwirken (8-24h). Danch ist das Salz gelblich verfärbt. Nun kann die Rauchkammer geleert werden, den Pfeifenputzer entfernen und anschliessend das ganze mit Wasser kurz ausspülen. Mit mehreren trockenen Pfeifenputzer den Holm ausstossen, bis der letzte Putzer nicht mehr schwarz wird. Jetzt trocknen lassen. Mufft es weiterhin zu extrem, kann man den ganzen Vorgang wiederholen.
Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass die Salz-Alkohol Methode nur angewendet werden soll, wenn es wirklich notwendig ist. Das Problem ist vor allem die Häufigkeit des Ausschleifen bis zum blanken Holz. Plus besteht die Gefahr, dass man beim Ausräumen die Innenwand beschädigt. Man sollte sicher sein was man tut. Natürlich gibts weitere Varianten wie ein Ozongerät, dass man erstmal anschaffen muss und zudem auch keine Garantie für Erfolg gibt, oder die Aktivkohlemethode, welche man aber nicht mit jeder Pfeife anwenden sollte, vor allem nicht bei lackierten Shapes. Da könnte sich der Lack ablösen.

Mundstückbehandlung: Während man den Pot mit dem Salz ruhen lässt, kann man sich mit dem Mundstück befassen. Hierbei gehen wir von einem Ebonitmundstück aus. Auch hier überlegt man sich zuerst was überhaupt notwendig ist. In diesem Fall ist das Mundstück stark ausgeblüht. Wenn das Mundstück nur leicht verfärbt ist, könnte eine Schleif- und Polierpaste allenfalls ausreichen.
Bei starken Verfärbungen bevorzuge ich die Mundstücke vorher in ein Natronbad zu geben. Man gebe ein Beutel Natron (ich bevorzuge Backpulver) in ein schmales Glas, gibt die Mundstücke dazu (siehe Bild) und füllt das Glas mit heissem Wasser bis über das Mundstück. Jetzt lässt man es etwa 15-30 Minuten einwirken. Dabei wird schon einiges der Schwefelausblühung gelöst. In einigen Fällen kann es vorkommen dass der Schwefel fast vollständig verschwindet, zumindest ist es meiner Meinung nach eine effiziente Vorbehandlung. Das Natronbad ist natürlich nicht zwingend erforderlich, man kann auch direkt zum nächsten Schritt (schleifen).
Nach der Wartezeit das Mundstück aus dem Gals nehmen und kurz abspülen. Je nachdem reicht jetzt auch die Schleifpaste aus. Ist das Ebonit weiterhin stark verfärbt und oder weist Bissspuren auf, bleibt kaum was anderes übrig als zu schleifen. Die entsprechende Körnung muss abgeschätzt werden. Bei tiefen Bissspuren beginnt ihr erstmal mit dem 400er, reicht dies nicht aus, dann kann man mit dem 240er drüber. Hierbei hauptsächlich die Bissstelle bearbeiten. So dass es keine Vertiefung gibt. Danach kann man mit dem 400er fortfahren (nass schleifen),damit behandelt Ihr das ganze Mundstück bis es schwarz ist, aber Vorsicht an der Stelle mit dem Logo (falls eins vorhanden ist). Anschliessend die ganze Prozedur mit dem 600er, dann mit dem 800er und so weiter bis zum 3000er oder höher. Dadurch bekommt das. Enonitmundstück seinen Glanz zurück. Wer eine Poliermaschine hat, kann es entsprechend noch perfektionieren. Falls das Mundstück nur leicht verschmutzt ist, könnt Ihr allenfalls mit dem 600er beginnen. Am Ende wieder kurz abspülen und trocknen. Anschliessend streicht ihr wenig Ballistol über das gesamte Mundstück. Dies dient als Schutz und kann dann vor der ersten Benutzung mit einem Tuch abgerieben werden. Wie beim Holm steckt Ihr jetzt einen in Alkohol (70%) getränkten Pfeifenputzer durch den Rauchkanal. Den lasst ihr etwa 15-30 Minuten einwirken, anschliessend mit einem oder falls nötig mit mehreren trockenen Pfeifenputzer ausstossen. Folgend möchte ich auf ein Video hinweisen, bezüglich schleifen. Bitte schaut es Euch an: Video

Carnaubawachs: Nun widmen wir uns wieder dem Kopf, den Ihr ja bereits geleert und abgerieben habt. Steckt einen Korkzapfen in die Rauchkammer. Dieser dient als Halter. Jetzt bestreicht den gesamten Kopf mit der Carnaubawachs-Emulsion die ihr vorher 1:2 verdünnt habt. Hierzu könnt Ihr ein Haushaltspapier verwenden. Lasst es etwa 15 Minuten trocknen und streicht nochmals eine Schicht drüber und lasst es nochmals 15 Minuten trocknen. Nun mit einem Poliertuch den ganzen Kopf polieren. Alternativ könnt das Video von Ralli ansehen: Video

Abschluss: Kopf und Mundstück mit rechtsdrehung wieder zusammensetzen. Fertig!
Bezüglich Logo auf dem Mundstück, solltet Ihr folgendes Video von Ralli ansehen: Video

Wie ganz oben bereits erwähnt, schaut Euch auch andere Anleitungen an, sucht nach Videos etc.. Vor allem wenn noch Unsicherheiten bestehen. Ich möchte hier auch auf einen guten Bericht von Dr. Michael Sauer hinweisen: Bericht

Das Thema Beizen habe ich nicht integriert. Dies ist meistens nicht notwendig. Das merkt Ihr vor allem nach der Wachsbehandlung. In der Regel ist im Holz noch genügend Beize vorhanden und zieht von selbst wieder an die Oberfläche. Falls man trotzdem beizen möchte, muss dies vor der dem Wachs geschehen.